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Folge 21: Das ungenutzte Kraftwerk der Nation – Warum unsere Solardächer mehr können als wir glauben

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Stell dir vor: Deutschland – ein Land mit über fünf Millionen Solaranlagen. Auf Dächern, Scheunen, Carports, Balkonen. Genug Leistung, um theoretisch das ganze Land mehrfach mit Strom zu versorgen.
Und trotzdem: Wenn der Strom ausfällt, bleibt alles dunkel.
 Wie kann das sein?

Genau das fragen sich Marcel und Erich in der neuen Folge des GridParity-Podcasts „Von Watt bis Vision“ – und sie kommen einer erstaunlichen Wahrheit auf die Spur: Wir sitzen längst auf einem riesigen, ungenutzten Sicherheitsnetz. Wir nutzen es nur nicht.


Stromausfall? Dann wird’s schnell still.


Im Sommer 2024 fiel in der Hallertau in Bayern großflächig der Strom aus. Kein Sturm, kein Angriff – einfach Systemüberlastung.
 25.000 Menschen ohne Strom. Supermärkte blieben dunkel, Kühlhäuser liefen heiß, Tankstellen gaben keinen Tropfen Diesel mehr aus. Selbst Sirenen und Mobilfunk waren lahmgelegt.

Das zeigt, wie verletzlich unser System ist. Unsere Gesellschaft hängt buchstäblich am Netz – fällt es aus, fällt alles aus. Und dabei haben wir eigentlich alles, was wir brauchen, um das zu verhindern: Solarstrom, Speicher, Technik. Nur eben falsch verknüpft.


Warum Solaranlagen im Blackout nichts bringen


Die meisten Photovoltaikanlagen sind sogenannte netzgeführte Systeme. Sie brauchen das öffentliche Stromnetz als Taktgeber, um ihre Wechselrichter zu synchronisieren.
 Fehlt dieser „Beat“, schalten sie sich aus – aus Sicherheitsgründen.

Auch Batteriespeicher helfen dann nur bedingt: Die meisten sind auf Eigenverbrauchsoptimierung ausgelegt, nicht auf Notstrom oder Inselbetrieb. Nur wenige Systeme verfügen über intelligente Umschaltlogiken und netzbildende Wechselrichter, die im Krisenfall selbst ein Mini-Stromnetz aufbauen könnten.

Mit anderen Worten: Wir haben Millionen Solarkraftwerke – aber fast keine davon kann im Notfall weiterlaufen.


Das ungenutzte Kraftwerk der Nation


Und genau das ist das Paradoxe: 
Mit nur einem kleinen Teil der bestehenden Anlagen, aufgerüstet mit Speicher und Steuerung, könnte Deutschland sich selbst absichern. Schon ein paar Prozent schwarzstartfähiger Systeme würden ausreichen, um hunderttausende kleine Notstrominseln zu bilden – verteilt über Städte und Dörfer.


Diese Inseln könnten bei Stromausfall die wichtigsten Einrichtungen weiter versorgen:


Feuerwehren,

Wasserwerke,

Apotheken,

Schulen,

Pflegeheime.

Keine Luxusfunktion – Daseinsvorsorge.


Andere Länder sind schon weiter


In Teilen Kaliforniens sind Stromausfälle Alltag – verursacht durch Hitze, Waldbrände und Netzüberlastung. Dort setzt man längst auf Community Microgrids: Straßenzüge, die sich im Notfall selbst versorgen können.

Auch Puerto Rico hat nach dem verheerenden Hurrikan Maria umgedacht. Heute entstehen dort Solarinseln, die Krankenhäuser und Schulen im Krisenfall am Laufen halten.
 Spanien und Italien bauen ähnliche Strukturen auf, vor allem in ländlichen Regionen.

Und Deutschland?
 Hat die beste Ausgangslage von allen – aber nutzt sie nicht.


Wenn ein Netz ausfällt, fällt das nächste


Das Problem ist nicht nur technischer Natur. Es ist systemisch. 
Ein Stromnetz ist ein komplexes Gleichgewicht. Wenn ein Knotenpunkt ausfällt, geraten Nachbarleitungen unter Druck. Schutzmechanismen schalten weitere Bereiche ab – wie Dominosteine.
 So entstehen Kaskadeneffekte, die binnen Sekunden ganze Regionen lahmlegen.

Und manchmal reicht schon ein kleiner Eingriff:
 Ein Anschlag auf zwei Strommasten in Berlin legte 50.000 Haushalte für Tage lahm.
Züge standen still, Aufzüge blieben stecken, Millionenverluste – durch zwei Masten.

Das zeigt, wie empfindlich unser System ist.
 Wir haben ein Hochleistungsnetz – aber keinen Notlaufmodus.


Resilienz durch Dezentralität


Die Lösung liegt eigentlich auf der Hand:
 Ein Netz aus vielen kleinen Zellen ist robuster als ein einziges großes System.

Wenn Millionen Solaranlagen im Krisenfall autark werden, kann kein Blackout das Land komplett lahmlegen.
 Jede Gemeinde, jedes Dorf, jeder Stadtteil kann zum Mini-Kraftwerk werden.

Erich bringt es im Podcast auf den Punkt:

„Stabilität entsteht nicht durch Größe, sondern durch dezentrale Vielfalt.“


Wie das praktisch aussehen könnte


Eine Kommune definiert ihre kritischen Punkte – etwa Rathaus, Feuerwehr, Wasserwerk, Schule.
 Dort installiert man eine Kombination aus PV-Anlage, Batteriespeicher und intelligenter Steuerung.
 Bei Netzausfall schaltet das System in Millisekunden um und versorgt die wichtigsten Verbraucher weiter – Beleuchtung, Funk, Kommunikation.

Die Technik dafür ist längst verfügbar.
 Und sie ist günstiger, als viele denken: 
Ein System mit 100 kW PV und rund 200 kWh Speicher kostet etwa 180.000 €. Damit kann eine kleine Gemeinde tagelang überbrücken – und im Normalbetrieb sogar Geld sparen, indem sie Lastspitzen glättet und Eigenstrom besser nutzt.


Von der Feuerwehrübung zum Weckruf


Marcel erzählt im Podcast von einer Blackout-Feuerwehrübung in seiner Region:
 Fällt dort der Strom, wären davon viele integrale Kommunikations-Punkte wie die Sirene oder der Funk beeinträchtigt.
 Die Einsatzleitung probte den Blindflug für den Ernstfall.

Ein Beispiel, das zeigt: Wir brauchen dringend ein modernes Zivilschutzsystem – aber eines, das mit erneuerbaren Energien arbeitet statt mit Dieselgeneratoren.
Technik statt Panik.
 Watt statt Waffen.



 
 
 

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