
Jan Foff ist seit über vier Jahrzehnten als Architekt tätig. In dieser Zeit hat er weltweit, von Bayern bis in die Vereinigte Arabischen Emirate, über 300 verschiedene Bauprojekte geplant und umgesetzt. Mit dem Thema Photovoltaik beschäftigt sich Foff ebenfalls schon seit drei Dekaden – und das auch aus einer persönlichen Überzeugung heraus. Aktuell arbeitet er unter anderem als Architekt und AgriPV-Projektleiter für die GridParity AG.
Herr Foff können Sie uns kurz Ihren beruflichen Hintergrund und Ihre Erfahrung mit AgriPV erläutern?
Jan Foff: Ich bin seit über 40 Jahren als Architekt tätig. In dieser Zeit habe ich an den unterschiedlichsten Projekten gearbeitet – darunter Häuser, Wohnungen und Bürogebäude in Deutschland und weltweit. Besonders spannend waren Aufträge, bei denen historische Bauernhöfe, teilweise bis zu 500 Jahre alt, von einem Standort an einen anderen verlegt wurden. Diese Höfe wurden dabei nicht nur transportiert, sondern auch baulich ergänzt und unter den kritischen Augen des Denkmalschutzes originalgetreu wiederhergestellt.
Was fasziniert Sie an der Verbindung von Landwirtschaft und Photovoltaik?
Mich fasziniert an AgriPV, dass man beispielsweise bei einer Tracker-Anlage fast die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche weiterhin bewirtschaften kann, da sie nur etwa ein Prozent der Fläche beansprucht, während sie gleichzeitig einen zusätzlichen Stromertrag liefert. Das ist beeindruckend. Auch das Potenzial der Elektrifizierung in der Landwirtschaft ist enorm. Diese befindet sich ohnehin im Wandel und muss sich im Zuge der Digitalisierung neu aufstellen. AgriPV kann diesen Prozess unterstützen, indem es beispielsweise E-Landmaschinen ermöglicht, ihren Treibstoff direkt vor Ort zu gewinnen.
Wie verläuft typischerweise der Genehmigungsprozess für AgriPV-Projekte?
Zuerst besuche ich die Landwirte vor Ort und führe persönliche Gespräche – oft auch mit Nachbarn oder Entscheidungsträgern wie Bürgermeistern. Danach kontaktiere ich das zuständige Bauamt, das je nach Region unterschiedlich arbeitet. Anschließend informiere ich mich beim Katasteramt über die genauen Abläufe. Das persönliche Gespräch ist dabei das A und O.
Aktuell arbeite ich hauptsächlich mit dem Baukastensystem der GridParity AG. Dieses System ist leicht zu installieren und gewichtsoptimiert, was besonders wichtig ist, da die Montage häufig unter schwierigen Bedingungen auf aufgeweichten Böden erfolgt.
Welcher rechtlicher Aspekt ist noch zu beachten?
Ein entscheidender Punkt ist die Privilegierung nach §35 des Baugesetzbuches. Diese besagt, dass bis zu einer Leistung von einem Megawatt keine Änderung des Flächennutzungs- oder Bebauungsplans erforderlich ist. Das erleichtert die Genehmigung erheblich.
Welche Rolle spielen Sie als Architekt im Genehmigungsverfahren?
Beim Bau einer Tracker-Anlage müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Dazu gehören die Hofnähe und die Nord-Süd-Ausrichtung der Anlage sowie die Anbindung an bestehende Infrastruktur. Ich führe die Abstimmungen mit den zuständigen Behörden und verfüge als Architekt über spezielle Zugangsrechte zu digitalen Verwaltungsplattformen, je nachdem, wie weit das jeweilige Amt in der Digitalisierung fortgeschritten ist.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen regelmäßig bei der Genehmigung von AgriPV-Anlagen?
Die Digitalisierung stellt viele Ämter weiterhin vor Herausforderungen. Ich habe es schon erlebt, dass eine Sachbearbeiterin sich weigerte, digital zu kommunizieren, da sie sich damit nicht auskannte – obwohl die Behörde bereits digitale Prozesse eingeführt hatte.
In anderen Fällen musste ich den Mitarbeitern der Baubehörde den Genehmigungsprozess erklären. Dies führte dazu, dass mein nächster Antrag deutlich schneller bearbeitet wurde, da ich mir einen Vertrauensvorsprung erarbeitet hatte.
Wie begegnen Sie Bedenken seitens der Behörden bezüglich Landschaftsbild und Flächennutzung?
Das hängt stark von der jeweiligen Behörde und den zuständigen Sachbearbeitern ab. Vor 30 Jahren musste ich noch Gerichtsverfahren führen, um die Genehmigung von PV-Anlagen auf Hausdächern zu erstreiten. Damals war das völlig absurd. Ein Landkreis wie Miesbach hatte Photovoltaik auf Dächern sogar zunächst verboten. Ich habe diese Prozesse jedoch gewonnen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Genehmigungsbehörden und Kommunen?
Je mehr AgriPV-Projekte umgesetzt werden, desto bewusster wird allen Beteiligten, welche Vorteile diese Anlagen bieten. Neben der Doppelnutzung der Fläche für Landwirtschaft und Stromerzeugung gibt es weitere Vorteile, etwa den positiven Einfluss auf die Biodiversität. Untersuchungen zeigen, dass unter Tracker-Anlagen viele Insektenarten besonders gut gedeihen. Zudem können Pflanzen oder Getreide unter den beweglichen Modulen geschützter wachsen.
Was empfehlen Sie, um den Genehmigungsprozess möglichst reibungslos zu gestalten?
Optimal wären reibungslose Ausschreibungen für Anlagen mit bis zu zehn Megawatt oder mehr. Ein Megawatt ist für die Stromerzeugung noch relativ wenig. Hier sollte der Gesetzgeber in Zukunft mehr Flexibilität zeigen.
Zudem fehlt es vielen landwirtschaftlichen Betrieben am nötigen Kapital für die Umsetzung solcher Anlagen. Politik und EU sollten entsprechende Fördermaßnahmen bereitstellen, um die produktive und klimaneutrale Landwirtschaft voranzutreiben. AgriPV bietet Landwirten eine stabile Einnahmequelle, die sich langfristig selbst finanziert. Das lässt sich durchaus mit der Vermietung eines Hotels oder Wohnhauses vergleichen – nur dass hier die Stromproduktion die festen Einnahmen sichert.
Über den Autor:
Dr. Erich Merkle, Wirtschaftsingenieur und Unternehmer, gründete über 20 Firmen und treibt seit 25 Jahren Innovationen in der Photovoltaik voran. Er hält mehrere Patente und leitet die GridParity AG, die weltweit gebäudeintegrierte Eigenstromlösungen entwickelt. Als gefragter Referent betont er die Bedeutung der Photovoltaik im Kampf gegen den Klimawandel und inspiriert junge Kollegen.
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